Post aus Australien

Ein weiterer Überlebender hat sich bei mir gemeldet: Zygmunt Swistak, der heute in Australien lebt und zu den wenigen Männern gehört, die das KZ-Adlerwerke überlebt haben. Er ist kürzlich 90 Jahre (!) alt geworden und hat mir auf meinen Brief per E-Mail geantwortet! In seinem Brief bat er mich, nicht nur seinen Namen, sondern auch den seines Bruders Tadeusz und seines Vaters Florian auf einer Stoffbinde anzubringen. Er wünscht sich immer noch ein kleines “Gedächtnis-Museum”, damit nicht Vergessenheit gerät, was damals in den Adlerwerken geschah. Er hat sich u.a. mit Friedrich Radenbach von der Claudy Stiftung dafür eingesetzt, dass eine Gedenkstätte in den Räumlichkeiten der Adlerwerke eingerichtet wird. Leider gelang dies bis heute nicht.

Er schreibt:

Vielen herzlichen Dank für den Brief, dessen Inhalt ein wunderbares Weihnachtsgeschenk für mich ist. (…) Im letzten September sind 90 Jahre seit meinem Geburt vergangen. Deshalb freue ich mich enorm, dass dank Ihnen, die Erinnerung an meine Familie, meine Kollegen und 1600 Mitgefangenen noch nicht verloren geht. (…) Dieses Projekt ist meiner Meinung nach großartig. Die Idee ist fantastisch. Jeder Passant wird irgendeine psychische Bedeutung der schweigenden Bäume im Sträflingsanzug eines Häftlings verspüren.
Mein Bruder, Tadeusz Swistak, liegt auf dem Frankfurter Friedhof, in einem Massengrab der 530 Warschauer. Mein Vater, Florian Swistak, und ein Freund von AK (Armia Krajowa, Landesarmee) sind während des Todesmarschs in das KL Buchenwald umgekommen.
Zur Ihrer Frage, was für mich wichtig wäre: Für mich ist es sehr wichtig, die Tatsache zu betonen, dass das Konzentrationslager Katzbach speziell für Warschauer Aufständische von besonderen SS-Einheiten unter dem Befehl der Generalstab der deutschen Armee SS gegründet worden war. Von Warschau wurden 3600 Warschauer am 12.09.1944 in das Konzentrationslager in Dachau befördert. Von Dachau kamen 1000 Männer nach Frankfurt/Main, in die Adlerwerke, in das noch nicht fertige Konzentrationslager “Katzbach”. Die Hauptaufgabe war es, uns in sadistischer Weise zu ermorden.

Obwohl seine Worte auch sehr bedrückend sind, freue ich mich über seine Zeilen und bin voller Ehrfurcht, dass er mir geantwortet hat. Und es bestätigt mir, wofür all diese Arbeit gut ist. Danke, Zygmunt Swistak!

Foto: Zygmunt Swistak, Jugendfoto

Jugendbild Zygmunt Swistak